Seit Freuds Publikation „Die Traumdeutung“ werden Träume in der Psychotherapie verwendet. Naturgemäß haben sich die meisten Traumdeutungstheorien innerhalb des Feldes der psychoanalytischen Therapien entwickelt, aber auch in anderen therapeutischen Schulen werden mittlerweile Träume verwendet. Es werden zunächst die prominenten Traumdeutungstheorien von Freud und Jung im Vergleich vorgestellt sowie die sich daraus ergebende therapeutische Herangehensweise. Im folgenden werden diese Konzepte verglichen mit den Ergebnissen der empirischen Traumforschung, die sich seit der Entdeckung des REM- Schlafes in den fünfziger Jahren entwickelt hat. Ein wichtiges Ergebnis ist hier, dass die zentralen Annahmen der freudschen Traumtheorie als widerlegt betrachtet werden müssen, während viele Elemente von Jungs Verständnis des Traumes eine Unterstützung erfahren. Die Ergebnisse der Forschungen haben innerhalb der psychodynamischen Schulen auch zu einer Weiterentwicklung der Konzepte des psychotherapeutischen Arbeitens mit Träumen geführt, die heutzutage auch stark von Jungs Herangehensweise informiert ist, und die man als ein allgemeines psychodynamisches Modell der Traumarbeit formulieren kann.

Zudem gibt es im Kontext verschiedener therapeutischer Schulen mittlerweile eine umfassende klinische Traumforschung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mittlerweile überzeugend nachgewiesen ist, dass Träume Bedeutung haben, im Zusammenhang mit den Problemen im Wachleben des Träumers stehen, dass sie diese zielgerichtet bearbeiten und in sofern die Verwendung von Träumen in der Psychotherapie hilfreich und wirksam ist. Der Überblick über die klinische Traumforschung wird abgerundet mit einem Überblick über die Ergebnisse des vom Vortragenden betriebenen Forschungsprogramms Strukturale Traumanalyse, in dem der enge Zusammenhang zwischen den unbewussten psychischen Themen, Konflikten und Komplexen des Klienten, dem Verlauf der Psychotherapie sowie der Struktur und Symbolik der Träume nachgewiesen werden konnte. Dies wird an exemplarischen Fällen mit sehr großen Traumserien (über 1000 Träume) dargestellt. Es konnte hier nachgewiesen werden, dass Traumserien aus Psychotherapien einem typischen Phasenmodell folgen, und das an den Phasenübergängen (die man auch als Wendepunkte verstehen kann) sich tatsächlich typische Motive zeigen, die man im weitesten Sinne als archetypisch bezeichnen kann (z. B. das Motiv eines Kindes, um das das Traum-Ich sich kümmern muss).

Insgesamt kann man festhalten, dass die Arbeit mit Träumen in der Psychotherapie heute breite wissenschaftliche Unterstützung erfährt, und man aus diesen Erkenntnissen ein kohärentes praxisbezogenes Konzept der Arbeit mit Träumen in der Psychotherapie ableiten kann.

Die Struktur der Themen an dem Tag ist folgende:

  • Einblick in die Geschichte der Traumdeutung
  • Empirische und klinische Traumforschung und psychoanalytische Traumtheorien
  • Die Funktion von Träumen (mit Schwerpunkt auf das Unbewusste)
  • Empirische Studien über die Wirkung der Arbeit mit Träumen in der Psychotherapie
  • Ein Prozessmodell typischer Traummotive und-Muster im Therapieverlauf
  • Relevanz für die Praxis mit Blick auf die Arbeit mit dem Unbewussten