Subjektives Erleben und objektive Realität stehen in einem unüberbrückbaren Spannungsfeld zueinander. Während Ersteres nur das individuelle Realitätsempfinden widerspiegelt, wird Letzteres als die wahre, eigentliche Realität aufgefasst, da sie unabhängig von individuellen Erfahrungen objektiv erfasst werden kann. Die Naturwissenschaften, allen voran die Physik, haben diese objektive Beschreibung der Realität perfektioniert. Das Resultat ist eine Weltsicht, die nach mechanischen Naturgesetzen funktioniert. Sinn, Bedeutung und Erleben spielen in dieser Realität keine Rolle. Sie sind nur Epiphänomene, die keinen Erklärungswert und damit keine Daseinsberechtigung haben. Auf der tiefsten Ebene der objektiven Realitätsbeschreibung steht der Zufall der Quantenmechanik, aus dem ontologisch unsere Welt hervorgeht. Anhand theoretischer Überlegungen zum „Modell der pragmatischen Information“ (von Lucadou, 2015) und empirischer Befunde aus unserer Arbeitsgruppe an der LMU München wird aufgezeigt, dass diese Weltsicht unvollständig ist. Es wird demonstriert, dass eine dritte Realitätsform, die sobjektive Realität existiert, aus der subjektives Erleben und objektive Realität hervorgehen. Sobjektive Realität vereint individuelles Wollen und Erleben mit objektiver physikalischer Realität. Die Vereinigung der beiden gegensätzlichen Realitäten (subjektiv und objektiv) führt dazu, dass ein wissenschaftlich-objektiver Nachweis nach klassischen Kriterien unmöglich wird. Daher wurden alternative Nachweismethoden entwickelt, die den wissenschaftlichen Gütekriterien der Objektivität entsprechen und gleichzeitig dem Subjektiven Raum geben. Die Ergebnisse der Studien legen nahe, dass wollende, individuelle Entitäten die eigentliche ontologische Basis unserer materiellen Welt darstellen. Die Konsequenzen dieser sobjektiven Realität für die Wissenschaft und unser persönliches Leben mit seinem individuellen Wollen werden diskutiert.